Abschlussrede 2008: Selbstständigkeit
1. Begrüßung
2. Ein Blick zurück ….
… Sept. 20xx: Die Kleinen kommen …
… Juli 20xx: Daten zur AP, zu den Noten
3. Ein Wunsch für die Zukunft: SELBSTSTÄNDIGKEIT
„Selbst-ständig“ sein heißt, ohne fremde Hilfe auf den eigenen Füßen stehen zu können
Selbstständigkeit fußt auf Identität
Ein Heranwachsender kann sich erst dann als selbstständig fühlen, wenn er weiß, wer er ist. Dieser Prozess zu seinem eigenen Selbst, zu dem Wissen über sich und seine Anlagen aber ist bei Jugendlichen noch in vollem Gange. Erst wenn dieses „Selbst“ erkannt ist und wenn der Heranwachsende mit diesem Selbst auch etwas Positives verbindet, kann ein Selbstwertgefühl entstehen, aus dem heraus jeder Mensch fähig ist, mit Courage in das Leben hinauszutreten – selbstständig und frei.
Selbstständigkeit braucht Wertschätzung
Dieser Prozess muss von den Erwachsenen begleitet werden. Die Eltern, Bekannten und Verwandten und natürlich auch die Lehrkräfte müssen das gemeinsame Ziel haben, dass aus den suchenden Kindern und Jugendlichen findende junge Erwachsene werden können. Dazu bedarf es neben Rat, Zeit und Regeln auch eine zunehmende Übergabe von Entscheidungen. Am Wichtigsten erscheint mir aber die Wertschätzung. Nur wenn der junge Mensch das Gefühl hat - so wie er ist - wertgeschätzt zu werden und angenommen zu sein, ist er auch fähig, sich notwendige Kritik anzuhören und sich zu verändern.
Erst Selbstständigkeit führt zu Selbstvertrauen
Wer nie oder zu wenig erlebt, dass er selbst Entscheidungen treffen darf, wer nie oder zu wenig erfährt, wie sich Neues anfühlt, der kann kein Vertrauen zu sich selbst aufbauen. Ein solcher Mensch wird immer voller Zweifel sein, ob er das Richtige tut. Statt Mut zum Leben werden Bedenken vorherrschen. Mutlosigkeit und Abkehr vom Leben aber sind das Ende von Selbstständigkeit. Darum braucht Selbstständigkeit auch Trennungserfahrung: Nur wer loslassen kann, kann zu sich selbst finden.
Selbstständigkeit meint nicht Regellosigkeit
Wer nun aber glaubt, dass Selbstständigkeit bedeutet, alles tun und lassen zu können, was er will, täuscht sich. Er verwechselt Selbstständigkeit mit Egoismus. Selbstständige Menschen leben nicht auf einer Insel, sondern ganz bewusst in einer Welt mit Anderen. Sie haben das Selbstbewusstsein, auf diese Mitmenschen zuzugehen. Sie wissen aber auch, dass jede Art von funktionierender Gemeinschaft Regeln braucht, dass Kompromisse nötig sind und dass Werte gültig sein müssen, die sich diese Gemeinschaft gibt.
Selbstständigkeit bedeutet deshalb auch Selbstbeherrschung und Selbstkritik
Gerade weil selbstständig zu sein nicht meint, zügellos zu leben, muss der Selbstständige gelernt haben, sich selbst zu beherrschen. Es gehört zum Wesen von Freiheit und Eigenständigkeit auch einmal nichts zu sagen, nicht alles zu kommentieren und nicht alles haben zu wollen. Auch ein gesundes Maß an Selbstkritik ist ein wesentliches Kennzeichen von Selbstständigkeit. Nur wer sich auch zu seinen Schwächen und blinden Flecken bekennt, kann für sich selbst richtig entscheiden.
Mein Wunsch
Ich hoffe, dass Ihr, liebe Absolventinnen und Absolventen, an unserer Schule in den letzten Jahren, erste Schritte tun konnten, um Selbstständigkeit einzuüben, dass ihr das Gefühl hattet, gereift zu sein.
Denn eine einmal erworbene Selbstständigkeit kann nicht mehr verlernt werden. Man kann sie nur selbst wieder aus der Hand geben oder sie kann einem gewaltsam genommen werden.
Ich hoffe, dass Ihr - „unsere „Gerade-noch-Schülerinnen und Schüler der N.N.-Realschule“ – selbstständige, reife und mitmenschliche Menschen werdet und bleibt.