Rede bei einer Abschlussfeier
Roter Faden: Läufer
(Alternativen: Fußballmannschaft – Großes Sportereignis wie WM oder Olympische Spiele im gleichen Jahr)
Sehr geehrter Herr Landrat, sehr geehrte Gäste,
liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Eltern,
ich danke ihnen allen für Ihr Kommen, dafür, dass sie da sind, um mit unseren Absolventinnen und Absolventen den Tag Ihres Realschulabschlusses zu feiern.
Liebe Abschlussschülerinnen und Abschlussschüler,
Das ist ist euer Tag, euer Fest.
Als ich kurz vor den Abschlussprüfungen bei euch allen in den Klassen war, habe ich das Bild von einem Langstrecken-Läufer gebraucht, der unmittelbar vor seinem Endspurt steht. Ich möchte dieses Bild heute noch einmal aufgreifen und an ihm drei Lebenserfahrungen ableiten.
1. Ihr seid am Ziel!
Nach langen Runden, nach Höhen und Tiefen, nach Fehltritten und Zwischenerfolgen haben 98,5 % von euch die Ziellinie überlaufen: Fast 99 %, eine tolle Zahl. Keiner ist vorzeitig ausgestiegen, keiner wurde von der Tartanbahn verwiesen. Und dabei haben die meisten von euch noch die eine oder andere persönliche Bestleistung unterboten. In der Abschlussprüfung haben sich 79 % in einem Fach verbessert. 30 % sogar in zwei Fächern! Und nicht nur die 10c, die in drei von vier Disziplinen die Goldmedaille errang, ist dabei zu erwähnen! (evtl. noch andere besondere Leistungen).
Was für die eine eine 1 in Deutsch war, war für den anderen eine drei in Mathe, und für eine dritte, dass sie in Englisch die 4 gehalten hat. Alles Erfolgserlebnisse. Und ihr seid – alle miteinander – eine erfolgreiche Mannschaft- ein erfolgreicher Jahrgang.
Aber wie ist dieser Erfolg passiert? Dadurch, dass ihr 400 Meter vor dem Ziel stehen geblieben sein? Dass ihr gemächlich ins Ziel geschlendert seid? Dass ihr 200 Meter vorher einen Debattierclub gegründet hat, in dem jeder dem anderen vorgejammert hat?
Lebenserfahrung 1: Anstrengung und Leistung führen zu Erfolg! Wer sich reinhängt, kommt am Ende an sein gestecktes Ziel! Und nicht die Ziellinie kam euch entgegen, sondern ihr musstet schon selbst dorthin laufen.
2. Ihr wart nicht allein.
Im Gegensatz zu den Marathonläufern wart ihr keine Einzelkämpfer, ihr wart immer im Team. Und Leistung heißt nicht immer nur, schnelle und noch schnellere Rundenzeiten zu erreichen. Eine Klasse ist eine lebendige Gemeinschaft, und nicht mit allen kommt man gut aus. Aber ohne sie, diese Gemeinschaft, wäret ihr n i e so weit gekommen.
Leistung heißt auch, von anderen zu lernen, über den eigenen Trainingsbetrieb hinauszuschauen:
Durch vielfältige Begegnungen - bei unserem Nachbarn, dem Förderzentrum, mit ausländischen Jugendlichen, in außerunterrichtlichen Aktionen – aber auch durch das tägliche Zusammensein mit allen anderen 1021 Schülerinnen und Schülern unserer Schule - habt jede und jeder von Euch soziale Kompetenz erworben.
Lebenserfahrung 2: Schulischer und beruflicher Erfolg ist nicht alles. Es ist eine ebenso große Leistung, wenn ihr gelernt habt, was Menschlichkeit bedeutet - nicht als Aufsatzthema, sondern als praktische Alltagserfahrung.
3. Es war nicht nur eure Leistung.
Wer Misserfolge hinnehmen muss, der findet schnell Schuldige.
Wer einen Erfolg verzeichnet, wer Champion ist – der denkt oft nur an sich.
Auch eure tolle Leistung war nicht allein euer Erfolg.
Da gab es einen Trainerstab, der euch die Techniken vermittelte, damit ihr überhaupt das Laufen gelernt habt: Es gab den Spezialisten, die Einfühlsame, den Schinder, den Seelenmasseur und viele mehr. Alle zusammen aber haben euch geholfen, die Leistung herauszuholen, zu der ihr fähig wart. Wenn eure Leistungen so gut waren, müssen es auch die Lehrerinnen und Lehrer der Realschule N.N. gewesen sein!
Da gab es die Vereinsverwaltung, die euch die Lizenzen besorgten, die nötigen Informationen weitergaben, die dafür sorgten, dass ihr überhaupt antreten konntet. Nur wenn ein Verein gut verwaltet und gestaltet wird, sind die Sportler zu Spitzenleistungen fähig. Ohne eine Frau N.N., eine Frau N.N. oder eine Frau N.N., ohne einen Herrn N.N. - oder gar ohne einen Herrn N.N. – wären auch eure Leistungen schwächer gewesen. Und selbstverständlich auch ohne eine entsprechende Ernährung: Eure persönlichen Pausenberater Herr N.N. und Frau N.N. haben nicht nur für Euer körperliches Wohl gesorgt.
Eine Sportmannschaft braucht einen Sponsor. Nur wenn die Rahmenbedingungen stimmen, kann man in der 1. Liga mithalten. Das Maß, in dem der Landkreis N.N. seit Jahren die finanziellen und materiellen Mittel bereit stellt, ist das Level eines Weltmeisters. Ihr alle müsstet eigentlich ein Trikot mit dem Namen N.N. (Name des Landrats) tragen.
Und schließlich: Spitzenleistung wächst nur in einem gutem Umfeld. Ohne die Unterstützung der meisten Eltern, ohne das Klima, das sie für euch geschaffen haben, ohne ihren Wunsch, euch auf dem Treppchen zu sehen, würdet ihr dort auch nicht sein.
Lebenserfahrung 3: Zum Erfolg gehört auch der Dank. Nur wer etwas Demut gelernt hat, wer weiß, bei wem er sich bedanken muss, wächst weiter und über sich hinaus.
Lasst es mich noch einmal zusammenfassen:
Ihr habt heute bewiesen, dass ihr ein Spitzenjahrgang von Realschulabsolventen seid. Und wenn Ihr auch ein Spitzenjahrgang von Menschen werden wollt, so beherzigt die drei Lektionen:
Es braucht Leistung und Anstrengung, um Erfolg zu haben, und nicht Jammern und Schimpfen.
Leistung bedeutet nicht nur Ruhm, Macht, Karriere und Geld. Mindestens genauso machen die zwischenmenschlichen Leistungen einen erfolgreichen und zufriedenen Menschen aus.
Dankbarkeit schützt vor Überheblichkeit und lässt einen Menschen über sich selbst hinauswachsen.