Merkmale guter Führung: Die Ohrfeigen, die wir erhalten haben
oder: Wie man zu einer Fehlerkultur kommt
Alle reden von Fehlerkultur. Alle wollen aus Fehlern lernen, am besten aus denen anderer. Aber es sind nicht die hehren Werte und es sind nicht die großen Parolen in Hochglanz-Leitbildern, die zu einer echten Fehlerkultur führen. Zwei Aspekte sind zu beachten.
Zum Ersten: Die eigene Erfahrung von Niederlagen und Versagen. Erst wenn man einen Misserfolg oder eine falsche Entscheidung wie eine tatsächliche Ohrfeige spürt, analysiert man, was man selbst dazu beigetragen hat und welche Fehler man selbst begangen hat. So entsteht Fehlerkultur. Sie bewirkt, dass wir auch bei anderen die Dinge von unten betrachten und anderen Fehler zugestehen. Fazit: Nicht Hörsäle und Ratgeberliteratur sind dafür Voraussetzungen, sondern Ohrfeigen. Aber nur dann, wenn man sie nicht schon vollständig verdrängt hat.
Zum Zweiten: Die eigene Haltung. Wenn man nur von Fehlerkultur spricht, aber beim ersten Fauxpas eines Mitarbeiters tobt oder mit personenbezogenen Vorurteilen reagiert, dann fehlt es einem am inneren Kompass. Wer nicht durch einen langen Erfahrungs- und Denkprozess zu der inneren Überzeugung gelangt ist, dass Fehler gut sind, dass sie ein System stärken können, wird diese Kultur nie leben können.
Fazit: Prüfe deine innere Haltung. Gib nicht Fehlerkultur als Leitbild aus, wenn du sie nicht leben kannst.
Ernst Fischer