Rote Fäden
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Allgemeines zu Reden & Textbeiträgen

22.10.2024 · Ernst Fischer
Bild: wikimedia commons

Acht Rede-Einstiege

Warum die ersten Minuten Ihres Vortrags so entscheidend sind: Der amerikanische Schriftsteller Mark Twain (1835 – 1910) brachte es auf den Punkt: „Eine gute Rede hat einen guten Anfang und einen guten Schluss – und beide sollten möglichst dicht beieinander liegen.“

Einstieg: aktuell

Greifen Sie zu Beginn Ihrer Rede eine aktuelle Nachricht, eine Neuheit oder ein Ereignis auf. Informationen, die Ihre Zuhörer schon einmal gehört haben oder deren Hintergrund sie kennen oder ahnen, wecken unwillkürlich ihr Interesse.

Einstieg: heiter

Durch den Einstieg mit Humor schaffen Sie eine entspannte Atmosphäre, gewinnen persönlich an Sympathie und Akzeptanz.
Die Wirkung ist also groß, die Gefahr aber leider auch: Witze, Scherze oder Anekdoten müssen sitzen, um zu wirken.

Beispiel: Sepp Herberger, als deutscher Fußballtrainer 1954 verantwortlich für das ,Wunder von Bern‘, hatte die Gabe, große Worte in einfache Sätze zu packen. Zum Beispiel: ,Die Leute gehen ins Stadion, weil sie nicht wissen, wie es ausgeht.‘ Richtig. Und dieselbe Situation haben wir heute auch: Wir haben 45 Minuten Zeit, gleichsam eine Halbzeit, und niemand von uns weiß, zu welchem Ergebnis wir kommen werden. Noch ist alles offen. Es wird also spannend!“

Einstieg: klassisch

Eröffnen Sie Ihren Vortrag mit einem Zitat oder Aphorismus und stellen Sie dabei den Bezug zu Ihrem Thema her. Wenn Sie bekannte Autoritäten zu Wort kommen lassen, steigt der Wert Ihrer Aussagen, und die Glaubwürdigkeit Ihrer Person nimmt zu. Sie geben Ihren Zuhörern das Gefühl, dass sie den Ansichten der größten Fachleute folgen, wenn sie Ihnen zustimmen.

Die meisten Zuhörer mögen keine langen Reden. Um sie zu beruhigen, beginnen Sie wie folgt:
Winston Churchill kannte sich mit langen Reden aus. Er sagte: „Für eine Zwei-Stunden-Rede bereite ich mich zwei Minuten vor, für eine Zwei-Minuten-Rede aber zwei Stunden.“
Was würden Sie sagen, meine Damen und Herren, wenn Sie erführen, dass ich mich nur eine Minute vorbereitet habe? Doch ich kann Sie beruhigen! Ich habe mich an Mark Twain orientiert, der sagte: „Für eine gute Dreiminutenrede brauche ich drei Tage Vorbereitung.“

Die Überleitung:
Ich habe mich einen Tag lang vorbereitet. Die Rechenfüchse unter Ihnen wissen jetzt, dass meine Rede zirka neun Minuten dauern wird.

Einstieg: aggressiv

Rütteln Sie Ihr Publikum durch einen aggressiven, provozierenden Einstieg auf. Sie erhalten dadurch unverzüglich das ungeteilte Interesse Ihrer Zuhörer.
Legen Sie nach Ihren ersten Worten eine kurze Pause ein (zwei bis drei Sekunden), um die Wirkung zu steigern. Schwächen Sie dann die Provokation ab und führen Sie in das Thema ein.

Wichtig: Vermeiden Sie die persönliche Provokation der Zuhörer. Diese würde derart negative Emotionen hervorrufen, dass Sie sie auch mit einer brillanten Präsentation nur schwer ausgleichen könnten.

Beispiel:
Ein Politiker machte es einmal folgendermaßen: „Ich bin den Ausführungen meines Vor-Redners gefolgt und habe mir alle seine guten Argumente auf dieses Blatt geschrieben“ – und hielt dabei ein weißes, leeres Blatt hoch. Nicht ganz fair, aber aktuell – und wirkungsvoll!

Einstieg: überraschend

Versetzen Sie Ihr Publikum in Erstaunen – mit einem Einstieg, der zunächst einmal nichts mit Ihrem Thema zu tun hat.

„Wer je in einer Warteschleife einer Telefon-Hotline auf Rat und Auskunft gewartet hat, weiß, was wahre Verzweiflung ist. Bereits vor XX Jahren (1959) wurde das weltweit erste Callcenter von der Firma Nestlé eingerichtet: das Maggi- Kochstudio. Was damals mit fünf Telefonen und dem Angebot von Kochrezepten begann, hat sich zu einem eigenständigen Dienstleistungssektor entwickelt. In Deutschland sind circa 1,5 Millionen Servicenummern registriert. Hier und heute brauchen Sie aber weder zu warten noch für die Auskunft zu zahlen …“

Einstieg: seriös

Mit dem ernsten Einstieg sprechen Sie unverzüglich das zentrale Element Ihres Vortrags an. Springen Sie direkt ins Thema! Das ist besonders dann geeignet, wenn Ihre Qualifikation unbestritten ist oder der Gegenstand Ihrer Ausführungen besonders attraktiv.

Benennen Sie dazu im ersten Satz Ihr Thema, möglichst kurz und unter Verwendung einer geeigneten Struktur.

Einstieg: Nutzen versprechend

Stellen Sie Ihrem Publikum gleich zu Beginn ein lockendes, positives Ziel in Aussicht und machen Sie ihm den Nutzen des Zuhörens deutlich. Was werden die Anwesenden davon haben, Ihnen zuzuhören?

Einstieg: anerkennend

Begrüßen Sie Ihre Zuhörer mit außergewöhnlicher, natürlich ehrlich gemeinter Anerkennung. Damit brechen Sie auf jeden Fall das Eis, denn Sie werten Ihr Publikum auf.

Über 1.000 Jahre pädagogische Erfahrung sitzen hier im Saal. Jeder von Ihnen, 100 Personen insgesamt, hat durchschnittlich zehn Jahre Erfahrung, wenn nicht mehr.“

Ernst Fischer

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