Hair
17. Oktober 1967 – Das Musical Hair wird in New York uraufgeführt und führt fast genau ein Jahr später in München zu Furore. Ich war damals erst in der 6. oder 7. Klasse. Aber in der Katholischen Jugend in meiner Heimatpfarrei wurde von nichts anderem gesprochen: Einige Ältere waren mit einem angehenden Kaplan nach München gefahren und erzählten enthusiastisch von ihren Eindrücken (nicht nur von den Nackten in der Schlussszene).
Hair spielte Mitte der 60er-Jahre:
Charles Claude trifft eine Gruppe Hippies und sie erleben einige Abenteuer, bis Claude schließlich nach Vietnam soll. Am Ende des Filmes reist Kriegsgegner Berger zur militärischen Dienststelle seines Freundes. Auf Grund einer Verwechslung nimmt Berger Claudes Platz ein. Er wird per Flugzeug nach Vietnam verlegt und stirbt dort im Krieg. Am Ende treffen sich alle auf einem Soldatenfriedhof, und es erklingt "Let the sunshine in".
Wirkung
Wenn man HAIR heute sieht oder hört, sind es nicht nur die eingängigen Melodien, die einen in Bewegung bringen, sondern man frägt sich auch: Warum sind wir eigentlich nicht weiter vorangekommen die letzten 57 Jahre? Gewalt, Diskriminierung der schwarzen Bevölkerungsgruppe, Spießigkeit und Kapitalismus – alle Probleme, die damals angesprochen wurden, sind immer noch da, zum Teil sogar schlimmer. Wo ist das „Zeitalter des Wassermanns“? Was ist mit „harmony and understanding, sympathy and trust“?
Werte wie Freiheit, Gerechtigkeit, Toleranz, Solidarität, Ablehnung des Krieges waren damals die Themen der Jugendkultur – und was am wichtigsten war: Sie galten für alle nicht für einen allein, ja gerade im Einsatz für die Anderen – so lehrt es uns Bergers Vorbild – zeigen sie sich am lebendigsten. Das scheint heute in weiten Kreisen verloren gegangen zu sein.
Das Musical der Lebensfreude und der Träume aber ist immer noch Kult. Vielleicht sollten wir nicht nur die Musik lebendig halten:
I got life, mother
I got laughs, sister,
I got freedom, brother.
Links
https://www.youtube.com/watch?v=qonj8k0FBmA
https://www.youtube.com/watch?v=-1LRD3DtFAo
Ernst Fischer