Themen & Impulse
Stichworte:
Denken & Handeln
Gesellschaft & Politik

03.09.2024 · Ernst Fischer

image.jpg

Rubrik: Themen und Impulse/ Stichworte: Visionen

23.08.2023 Ernst Fischer/Foto: wikimedia commons

Die bestmögliche aller Welten?

Der Gedanke von Gottfried Wilhem Leibniz (1646-1716), dem Vordenker der Aufklärung, war damals so umstritten wie auch heute wieder.

Der Universalgelehrte Gottfried Wilhelm Leibniz spricht in seiner Schrift Theodizee 1710 davon, dass wir in der „besten aller möglichen Welten leben“ würden. Kann man das nach dem Holocaust wirklich noch so sagen?

Lassen Sie uns Leibniz genauer lesen:

Leibniz geht davon aus, dass Gott die Welt gewollt und erschaffen hat. Und wenn es Gott ist, so muss man davon ausgehen, dass die Welt recht erschaffen wurde. Die beste aller möglichen, die bestmögliche Welt ist aber nicht beste absolut! Sie ist noch nicht einmal gut. Es gibt in ihr zu viel Leid und Sterben, Krieg und Verzweiflung und das Böse.

Aber die Welt ist auf das Gute hin angelegt, und das Gute ist der Wert, der den Menschen eingepflanzt ist. Das Böse ist für Leibniz kein eigenständiger Wert, der sozusagen gleichberechtigt dem Guten die Waage hält. Das Böse ist, so Leibniz, ist „deficiens“, „eine Beraubung“, „ein Abfallen vom bestehenden Wesenskern“. Weil wir Menschen frei sind und so von Gott erschaffen, können wir das Regelwerk des Guten einhalten oder auch nicht. Das Böse ist als in seiner Wirkung die Kehrseite der Freiheit. Gäbe es kein Leid und nichts Böses auf dieser Welt, so der Umkehrschluss, wäre da auch keine Freiheit des Menschen.

Selbst eine „bestmögliche Welt“ kann noch verbessert werden.

Für Leibniz waren es die beiden Instrumentarien, der Glaube und die Vernunft, die dies ermöglichen können: der Glauben an das Gute als Kernprinzip dieser Welt, weil er von Gott kommt, und die Vernunft, die das Gute in ein alltägliches Regelwerk umsetzt, weil sie vom freien Menschen kommt.

Ernst Fischer

Weitere Beiträge entdecken

Weitere Beiträge

Teilen Sie Ihr Wissen

Sie können sich auch selbst beteiligen – durch einen eigenen Beitrag oder einen Kommentar. Dies ist eine wertvolle Möglichkeit, Ihre Ideen und Meinungen zu teilen, indem Sie andere durch Ihr Nachdenken bereichern und eigene Inhalte erstellen. Ihr Engagement bringt neue Perspektiven ein.

Beitrag per E-Mail einreichen

×